Li-Fraumeni-Syndrom (LFS)

Li-Fraumeni-Syndrom (LFS)

Was ist das Li-Fraumeni-Syndrom?

Das Li-Fraumeni-Syndrom, auch bekannt als TP53-assoziiertes Tumordispositionssyndrom (engl. heritable TP53-related cancer (hTP53rc)), ist eine seltene genetische Erkrankung, die zur einer starken Risikoerhöhung für die Entwicklung verschiedener Tumorerkrankungen führt, insbesondere im Kindes- und jungen Erwachsenenalter. Die Diagnose sollte in vier verschiedenen klinischen Situationen in Betracht gezogen werden:

  1. Ein Patient mit einem LFS-assoziierten Tumor (Weichteiltumor (Sarkom), Knochentumor, Tumor in der äußeren Schicht der Nebennieren (Nebennierenrindenkarzinom), Hirntumor, weiblicher Brustkrebs) vor dem 46. Lebensjahr
    UND
    mindestens ein Verwandter ersten oder zweiten Grades mit einem LFS-assoziierten Tumor vor dem 56. Lebensjahr oder mit mehreren Tumorerkrankungen;
  2. Ein Patient mit zwei Tumorerkrankungen, die zum LFS-Spektrum gehören, wobei der erste vor dem Alter von 46 Jahren aufgetreten ist, oder ein Patient mit einem zweiten Tumor, der in einer Region aufgetreten ist, die während der Behandlung des ersten Tumors bestrahlt wurde;
  3. Ein Patient mit einem sehr seltenen Tumor, wie z. B. einem Nebennierenrindenkarzinom, einem seltenen Hirntumor (Plexus choroideus-Tumor) oder einem bestimmten Sarkomtyp (Rhabdomyosarkom vom embryonalen anaplastischen Subtyp);
  4. Eine Patientin mit Brustkrebs vor dem 31. Lebensjahr

Was verursacht LFS?

LFS resultiert aus der Veränderung einer der beiden Kopien des TP53-Gens, dass das p53-Protein codiert. Dieses Protein agiert normalerweise als „Wächter des Genoms“, wenn DNA-Schäden auftreten. Bei Patienten mit einer TP53-Veränderung ist die Menge des normalen, funktionierenden Proteins unzureichend, was dazu führt, dass wenn DNA-Schäden in einer Zelle auftreten, diese nicht korrigiert werden können. Die Anhäufung der DNA-Schäden in einer Zelle kann zur malignen (d.h. bösartigen) Transformation der Zelle führen.

Wie wird LFS vererbt?

Das LFS folgt einem sog. autosomal dominanten Erbgang: Eine veränderte Genkopie führt bereits zur klinischen Ausprägung der Erkrankung. In den meisten Familien wird die genetische Veränderung von der Mutter oder dem Vater vererbt. In ca. 14 % der Fälle entstehen diese Veränderungen jedoch neu in den Spermien oder Eizellen und führen zu einem LFS ohne, dass bisher in der Familie jemand betroffen war.

Das Risiko für einen Anlageträger an Krebs zu erkranken, ist sehr unterschiedlich, sogar innerhalb derselben Familie und nicht alle Anlageträger entwickeln eine Tumorerkrankung. Zudem ist das Risiko von der Art der genetischen Veränderung abhängig und wahrscheinlich vom Vorhandensein anderer genetischer Variationen, die als modifizierende Faktoren wirken.

Da eine Strahlentherapie und genotoxische Chemotherapien zur Entstehung von Sekundärtumoren beitragen, sollte eine Strahlentherapie vermieden und falls möglich eine chirurgische Behandlung priorisiert werden.

Welche Vorsorgemaßnahmen gibt es für LFS?

Die Vorsorgeprogramme beginnen ab dem ersten Lebensjahr und beinhalten: Ultraschall des Abdomens (alle 3-6 Monate), Ganzkörper-MRT (jährlich), Schädel-MRT (jährlich) sowie bei Frauen ab dem 20. Lebensjahr ein jährliches Brust-MRT. Die Vorteile dieser intensiven Vorsorge sollten mit jeder Familie sorgfältig analysiert und besprochen werden.

 
Leitlinie für die klinische Praxis

Geschrieben von ERN GENTURIS

Leitlinie für die klinische Praxis – Li-Fraumeni und hereditäres TP53-bezogene Krebssyndrome

 

Klinische Versorgung

Versorgungspfad - Li-Fraumeni und vererbbarTP53-bedingter Krebs (hTP53rc)

 

Patientenreise

Patientenreise - Lynch-Syndrom