Li-Fraumeni-Syndrom (LFS)
Das Li-Fraumeni-Syndrom, auch bekannt als TP53-assoziiertes Tumordispositionssyndrom (engl. heritable TP53-related cancer (hTP53rc)), ist eine seltene genetische Erkrankung, die zur einer starken Risikoerhöhung für die Entwicklung verschiedener Tumorerkrankungen führt, insbesondere im Kindes- und jungen Erwachsenenalter. Die Diagnose sollte in vier verschiedenen klinischen Situationen in Betracht gezogen werden:
LFS resultiert aus der Veränderung einer der beiden Kopien des TP53-Gens, dass das p53-Protein codiert. Dieses Protein agiert normalerweise als „Wächter des Genoms“, wenn DNA-Schäden auftreten. Bei Patienten mit einer TP53-Veränderung ist die Menge des normalen, funktionierenden Proteins unzureichend, was dazu führt, dass wenn DNA-Schäden in einer Zelle auftreten, diese nicht korrigiert werden können. Die Anhäufung der DNA-Schäden in einer Zelle kann zur malignen (d.h. bösartigen) Transformation der Zelle führen.
Das LFS folgt einem sog. autosomal dominanten Erbgang: Eine veränderte Genkopie führt bereits zur klinischen Ausprägung der Erkrankung. In den meisten Familien wird die genetische Veränderung von der Mutter oder dem Vater vererbt. In ca. 14 % der Fälle entstehen diese Veränderungen jedoch neu in den Spermien oder Eizellen und führen zu einem LFS ohne, dass bisher in der Familie jemand betroffen war.
Das Risiko für einen Anlageträger an Krebs zu erkranken, ist sehr unterschiedlich, sogar innerhalb derselben Familie und nicht alle Anlageträger entwickeln eine Tumorerkrankung. Zudem ist das Risiko von der Art der genetischen Veränderung abhängig und wahrscheinlich vom Vorhandensein anderer genetischer Variationen, die als modifizierende Faktoren wirken.
Da eine Strahlentherapie und genotoxische Chemotherapien zur Entstehung von Sekundärtumoren beitragen, sollte eine Strahlentherapie vermieden und falls möglich eine chirurgische Behandlung priorisiert werden.
Die Vorsorgeprogramme beginnen ab dem ersten Lebensjahr und beinhalten: Ultraschall des Abdomens (alle 3-6 Monate), Ganzkörper-MRT (jährlich), Schädel-MRT (jährlich) sowie bei Frauen ab dem 20. Lebensjahr ein jährliches Brust-MRT. Die Vorteile dieser intensiven Vorsorge sollten mit jeder Familie sorgfältig analysiert und besprochen werden.
Geschrieben von ERN GENTURIS
Leitlinie für die klinische Praxis – Li-Fraumeni und hereditäres TP53-bezogene Krebssyndrome
Versorgungspfad - Li-Fraumeni und vererbbarTP53-bedingter Krebs (hTP53rc)
Patientenreise - Lynch-Syndrom