Polyposis-Syndrome

Syndrome der adenomatösen Polyposis

Was sind Adenomatöse Polyposis-Syndrome?

Adenomatöse Polyposis-Syndrome sind die häufigste Form der Polyposis und gekennzeichnet durch das Auftreten von Dutzenden bis Tausenden von Adenomen (d.h. Polypen eines bestimmten Typs) hauptsächlich im Dickdarm, aber auch im oberen Gastrointestinaltrakt. Wenn diese Polypen nicht frühzeitig erkannt und entfernt werden, führen einige Polypen unweigerlich zu der Entstehung von Darmkrebs. Die Mindestanzahl von Adenomen zur Diagnose einer adenomatösen Polyposis ist nicht klar definiert und hängt auch von der Lokalisation, dem Erkrankungsalter und der Familienanamnese ab, jedoch sind in der Regel mindestens zehn bestätigte kolorektale Adenome erforderlich.

Derzeit sind mindestens fünf verschiedene erbliche Formen der adenomatösen Polyposis bekannt, die durch genetische Veränderungen (Keimbahnvarianten) in sechs verschiedenen Genen verursacht werden (siehe unten). Obwohl alle Typen durch das Vorhandensein multipler kolorektaler Adenome definiert sind, die zu einem ähnlichen diagnostischen und therapeutischen Vorgehen führen, kann eine deutliche klinische Variabilität hinsichtlich der Anzahl der Polypen und des Erkrankungsalters auch innerhalb von Familien beobachtet werden. Darüber hinaus ist der obere Gastrointestinaltrakt häufig ebenfalls betroffen und die meisten Formen werden von einem Spektrum gut- und bösartiger Tumoren außerhalb des Gastrointestinaltrakts begleitet.

Was sind die genetischen Ursachen für adenomatöse Polyposis-Syndrome?

Die erblichen Formen der adenomatösen Polyposen werden durch genetische Veränderungen (Varianten) verursacht, die meist von einem oder beiden Elternteilen vererbt werden und somit in allen Körperzellen vorhanden sind (Keimbahnmutationen). Die verursachenden Gene sind meist für die Korrektur von DNA-Fehlern (DNA-Reparaturgene) oder die Unterdrückung von Zellwachstum und -proliferation (Tumorsuppressorgene) zuständig.

Abhängig vom zugrunde liegenden betroffenen Gen wird die Erkrankung unterschiedlich benannt (einige Typen enthalten bereits den Gennamen). Die Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP) ist die häufigste und bekannteste Form, die durch Keimbahnvarianten des APC-Gens verursacht wird. Die zweithäufigste Form der adenomatösen Polyposis ist die MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP). Alle anderen Erkrankungen wie die Polymerase Proofreading-assoziierte Polyposis (PPAP, verursacht durch Keimbahnmutationen in den Genen POLE oder POLD1), die NTHL1-assoziierte Polyposis (NAP) und die MSH3-assoziierte Polyposis sind sehr selten und wurden erst in den letzten Jahren identifiziert, so dass die Charakterisierung des vollen Spektrums und Risikos von Tumorerkrankungen noch nicht abgeschlossen ist. Aber auch bei Patienten, bei denen mit aktuellen Methoden keine genetische Ursache festgestellt werden kann, ist eine erbliche Grundlage micht auszuschließen.

Wie werden adenomatöse Polyposis-Syndrome vererbt?

Bei Erkrankungen wie der FAP oder PPAP ist nur eine der beiden Genkopien betroffen. Kinder einer betroffenen Mutter oder eines betroffenen Vaters haben ein 50%iges Risiko, die Variante und damit das erhöhte Tumorrisiko zu erben (sog. autosomal dominanter Erbgang). Wenn ein Kind die Variante nicht erbt, wird es die Krankheit nicht entwickeln. Typischerweise gibt es mehrere betroffene Personen über viele Generationen in einer Familie. Es ist aber auch möglich, dass die Variante bei der betroffenen Person neu entsteht.

Im Gegensatz dazu sind bei Erkrankungen wie MAP, NAP oder der MSH3-assoziierten Polyposis beide Kopien des Gens verändert (sog. Autosomal-rezessiver Erbgang). Geschwister einer betroffenen Person haben ein Wiederholungsrisiko von 25 %, während die Eltern und Kinder in der Regel nicht betroffen sind (gesunde Anlageträger). Infolgedessen ist die Krankheit in der Regel durch eine einzelne betroffene Person in einer Familie oder betroffene Personen in einer Geschwisterschaft gekennzeichnet.

Welche Möglichkeiten der Vorsorge/Prävention gibt es?

Betroffene Personen sowie alle Familienmitglieder, bei denen die genetische Veränderung festgestellt wurde oder bei denen das Risiko besteht, dass sie die Krankheit geerbt haben und die noch nicht getestet wurden, sollten sich etablierten und intensivierten Vorsorge- / Präventionsprogrammen unterziehen. Das Spektrum, die Häufigkeit und der Beginn der verschiedenen Überwachungsuntersuchungen hängen von der zugrunde liegenden Erkrankung und dem klinischen Bild ab. Geeignete Maßnahmen können endoskopische Untersuchungen und bildgebende Verfahren sowie vorbeugende medizinische und chirurgische Behandlung umfassen.

Die wichtigste und effektivste Überwachungsmaßnahme bei allen adenomatösen Polyposis-Syndromen sind regelmäßige Darmspiegelungen (Koloskopien) und endoskopische Untersuchungen des oberen Gastrointestinaltrakts. Bei einer hohen Polypenanzahl muss eine Kolektomie (also die vollständige oder teilweise Entfernung des Dickdarms) in Betracht gezogen werden. In einigen Fällen stehen präventive medizinische Optionen zur Verfügung. Bei manchen Erkrankungen beginnt das Vorsorgeprogramm bereits in der Kindheit, bei eher spät einsetzenden (attenuierten) Erkrankungen im Alter von circa 18 bis 20 Jahren. Für Personen mit sehr seltenen und erst kürzlich identifizierten Erkrankungen wie PAPP und NAP gibt es bisher keine etablierten Überwachungsprogramme; die angewandten Vorsorgeuntersuchungen folgen den Empfehlungen für die bekannten Krankheitsbilder (FAP, MAP).

 

Hamartomatöse und andere Polyposis-Syndrome

Das Juvenile Polyposis-Syndrom besteht aus Hunderten von juvenilen Polypen. In der Regel treten diese in der zweiten Lebensdekade auf, häufige klinische Symptome sind eine rektale Blutung, Darmverschluss oder Invagination.

Sowohl das Tumorsuppressorgen SMAD4 auf Chromosom 10q (50 % der Fälle) als auch das BMPR1A-Gen wurden mit der Erkrankung assoziiert. Jedoch ist die genetische Ursache nicht immer bekannt.

Das Peutz-Jeghers-Syndrom folgt einem autosomal-dominanten Erbgang und ist gekennzeichnet durch:

  • mehrere hamartomatöse Polypen, die am häufigsten den Dünndarm (vorwiegend das Ileum), aber auch Dickdarm und Magen betreffen; Mund und Speiseröhre sind in der Rege, nicht betroffen
  • mukokutane Melaninpigmentierung an Mund, Fingern und Zehen

Das Serratierte Polyposis-Syndrom (SPS) ist ein Syndrom, bei dem es zum Auftreten mehrerer hyperplastischer oder sessil serratierter Polypen im Dickdarm kommt.

Links zu weiteren Informationen über Polyposis-Syndrome:

GeneReviews® - APC-Associated Polyposis Conditions
Orphanet: Familial adenomatous polyposis
ERN ERNICA (regarding gastroenterological diseases: FAP)
GeneReviews® - MUTYH Polyposis
Orphanet: MUTYH-related attenuated familial adenomatous polyposis
Orphanet: Polymerase proofreading-related adenomatous polyposis
GeneReviews® - NTHL1 Tumor Syndrome
Orphanet: NTHL1-related attenuated familial adenomatous polyposis
Orphanet: MSH3-related attenuated familial adenomatous polyposis
GeneReviews® - Juvenile Polyposis Syndrome
Orphanet: Juvenile Polyposis Syndrome
GeneReviews® - Peutz-Jeghers Syndrome
Orphanet: Peutz-Jeghers Syndrome
Orphanet: Serrated polyposis syndrome

 

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